Das Leben mit Lipödem ist geprägt von täglichen Herausforderungen – körperlich, emotional und organisatorisch. Schmerzen, Spannungsgefühle, Schwellungen und ein eingeschränktes Bewegungsausmaß gehören für die meisten Betroffenen zum Alltag.
Hinzu kommen Unsicherheiten in sozialen Situationen, mangelndes Verständnis im Umfeld und der enorme mentale Druck, sich trotz allem „zusammenzureißen“.
Dreifache Mama, Teilzeit-Job, sieben Operationen – und trotzdem: Lebensfreude, Mut und ein neues Körpergefühl
Dennoch gibt es Frauen, die genau in diesem Alltag zeigen, wie viel Kraft und Lebensfreude in ihnen steckt. Eine von ihnen ist Lyn – unsere Lipödem Heldin.
Sie ist Mutter von drei Kindern, arbeitet in Teilzeit – und hat bereit sieben Liposuktionen hinter sich.
In diesem Artikel gibt Lyn einen ehrlichen Einblick in ihr Leben nach den Operationen: Wie sieht ihr Alltag aus? Wie schafft sie es, sich um die Familie zu kümmern und gleichzeitig auf ihre Gesundheit zu achten? Und was rät sie anderen Frauen, die noch am Anfang dieses Weges stehen?
Was ist ein Lipödem? Symptome & Ursachen
Das Lipödem ist eine chronische, meist fortschreitende Fettverteilungsstörung, bei der sich das Unterhautfettgewebe – vor allem an Beinen, Armen, Hüfte und bei vielen Betroffenen auch am Bauch – unproportional vermehrt.
Die Erkrankung geht meist mit Druckempfindlichkeit, Schmerzen, Schweregefühl und einer Neigung zu Hämatomen einher. Häufig bleibt das Lipödem lange unerkannt oder wird fälschlicherweise mit Übergewicht verwechselt.
Erfahren Sie mehr über die Erkrankung, in unserem Blogartikel „Was ist eigentlich dieses Lipödem?“
„Endlich hatte mein Leiden einen Namen“ – Der Weg zur Lipödem-Diagnose
Lyn erhielt ihre Lipödem-Diagnose im Oktober 2018 – nach vielen Jahren voller Unsicherheit. Eine Bekannte empfahl ihr damals einen spezialisierten Facharzt, den sie extra 60 Kilometer entfernt aufsuchte. Der Weg hat sich gelohnt:
„Es war eine unglaubliche Erleichterung! Zum ersten Mal wurden meine Schmerzen nicht als Einbildung abgetan. Die Tränen sind mir in der Praxis einfach gekommen.“
Schon lange spürte sie, dass etwas in ihrem Körper nicht stimmte – doch im Alltag wurde ihr das Lipödem oftmals als Bewegungsmangel ausgelegt. Sätze wie „Du läufst ja nicht gern“ hörte sie häufig – obwohl sie eigentlich eine sportliche Frau ist, die schon vor der Behandlung regelmäßig joggen ging.
„Ich war nicht faul. Es war einfach alles deutlich anstrengender als für Gesunde.“
Auch alltägliche Tätigkeiten wie Wäsche aufhängen, Haare föhnen oder die Kinder hochheben wurden mit der Zeit zu kräftezerrenden Aufgaben. Trotzdem kämpfte sie sich durch – bis zur Entscheidung, sich operieren zu lassen.
Wenn der eigene Körper im Weg ist – Warum Lyn sich für die Bauch-OP entschied
Lyn hat inzwischen sieben Liposuktionen hinter sich: an den Beinen, dem Gesäß, dem unteren Rücken, den Armen – und zuletzt am Bauch. Der Eingriff war für sie ein wichtiger Schritt, weil sich ihr Bauch zunehmend zu einer enormen körperlichen Belastung entwickelte.
„Mein Bauch wurde von OP zu OP zunehmend belastender. Die verhärteten Knoten drückten auf den Magen, was zu ständigem Völlegefühl und Sodbrennen führte.“
Auch einfache Bewegungen wie Bücken waren kaum noch möglich. – obwohl sie aktiv blieb und regelmäßig Sport machte.
„Früher waren meine Beine zwar betroffen, aber der Bauch war noch unauffällig. Ich konnte problemlos aus dem Liegen aufstehen. Zuletzt war das trotz Sport kaum noch möglich.“
Nach der Operation fühlte sie sich emotional befreit. Der Blick in den Spiegel war ein besonderer Moment:
„Die Erleichterung war riesig! Als ich zum ersten Mal in den Spiegel sah, hatte ich das Gefühl, ein Stück meines alten Ichs wiederzusehen.“
Auch der körperliche Verlauf war besser als erwartet:
„Die Schmerzen waren überraschend gut auszuhalten – ich brauchte deutlich weniger Schmerzmittel als nach den Bein-OPs.“
Unterstützt wurde die Heilung durch ein passendes Kompressionsmieder, wie das VH Variant oder VH special Comfort, die speziell auf den Bauchbereich nach Liposuktionen abgestimmt sind.
Erfahren Sie mehr über das Lipödem am Bauch!
Alltag in Etappen – Zwischen Kompressionsmieder, Schulweg und Mittagsruhe
Lyn´s Alltag beginnt früh – wie bei den meisten Müttern mit drei Kindern. Doch nach einer Liposuktion, besonders am Bauch, ist jeder Tagesablauf eine Herausforderung – körperlich wie organisatorisch. Um sich selbst nicht zu überfordern, hat sie ihre Abläufe bewusst entschleunigt und angepasst.
„Aktuell schlafe ich in einem Mieder, das den Bauch nicht zu sehr belastet.“
Der Morgen startet mit einem festen Pflegeritual: LIPOELASTIC Collagen, Heparinsalbe und Narbengel gehören mittlerweile genauso selbstverständlich dazu wie das Zähneputzen. Danach schlüpft sie wieder in ihr Kompressionsmieder – ein wichtiger Bestandteil der Nachsorge, der sie den ganzen Tag begleitet.
Trotz laufender Heilung versucht Lyn, sich viel zu bewegen:
„Ich bewege mich so viel wie möglich: Schulweg, Lymphdrainage, kleine Einkäufe.“
Auch wenn es manchmal nur kleine Wege sind – jeder Schritt unterstützt den Lymphfluss und fördert die Regeneration. Sie legt Wert darauf, in Bewegung zu bleiben, ohne den Körper zu überfordern.
Mittags merkt sie dann oft, wie sehr ihr Körper noch mit dem Heilungsprozess beschäftigt ist:
„Mittags bin ich oft noch sehr erschöpft – wenn es die Zeit erlaubt, lege ich mich kurz hin.“
Diese kurzen Ruhepausen helfen ihr, wieder Kraft zu sammeln. Dennoch versucht sie, so viel Alltagsroutine wie möglich beizubehalten – nur eben in einem langsameren Tempo, das an die derzeitigen Bedürfnisse und Möglichkeiten ihres Körpers angepasst ist.
Was für Außenstehende oft unsichtbar bleibt: Jede Bewegung, jede kleine Aufgabe ist mit Bedacht geplant. Das betrifft auch die Koordination von Arztterminen, Lymphdrainagen und der Versorgung der Kinder.
„Ich plane meine Termine so, dass sie in die Schulzeit der Kinder fallen.“
Selbst während ihrer dreiwöchigen Krankschreibung war Lyn nicht völlig untätig – im Gegenteil: Sie nutzte die Zeit, um ihre Erfahrungen mit der Bauch-OP zu dokumentieren und Inhalte für den Instagram Account @lipoedem_heldinnen zu erstellen.
„Es hat mir sogar Spaß gemacht und war gleichzeitig auch Teil meiner Verarbeitung“
Trotz all dieser Aufgaben lebt sie bewusst langsamer, mit mehr Achtsamkeit und Pausen.
Ihr Alltag ist geprägt von Struktur, Selbstfürsorge – und einem starken Willen, sich selbst nicht aus dem Blick zu verlieren.
Wenn alles zu viel wird – Überforderung, Frust und mentale Strategien
So stark Lyn nach außen wirkt – auch sie stößt regelmäßig an ihre Grenzen. Besonders in der ersten Zeit nach der Bauchliposuktion zeigt sich, wie herausfordernd es ist, Familie, Heilung und Haushalt unter einen Hut zu bringen.
Dabei geht es nicht nur um körperliche Hürden – auch mental ist Geduld gefragt. Heilung lässt sich nicht so einfach beschleunigen und das Tempo wird vom Körper vorgegeben. Gerade das ist für jemanden wie Lyn, die organisiert, leistungsfähig und mitten im Leben steht, nicht immer leicht.
„Mentale Herausforderung ist für mich vor allem: die Geduld aufzubringen, weil alles einfach länger dauert als gewohnt.“
In bestimmten Situationen wird aus einem vollen Tag schnell eine emotionale Belastungsprobe – besonders dann, wenn andere nicht mitdenken oder wenn der innere Druck zu groß wird.
Statt Emotionen zu unterdrücken, hat Lyn für sich einen ganz praktischen Weg gefunden, mit solchen Situationen umzugehen – ehrlich, direkt und entlastend:
„Es gibt Tage, da ist alles zu viel – wenn ich überfordert bin, andere nicht mitdenken oder ich mir selbst im Weg stehe. Dann nehme ich mir ein Kissen, schreie rein, lasse es raus – und atme tief durch. Danach geht´s meistens wieder.“
Diese Strategie klingt simpel, ist aber effektiv: Emotionen Raum zu geben, statt sie zu unterdrücken, hilft ihr, sich selbst zu regulieren. Denn auch das gehört zur Heilung: Sich selbst erlauben, überfordert zu sein – ohne Schuldgefühle.
„Ich freue mich auf die neue Leichtigkeit im Alltag“ – Motivation und Blick nach vorn
Trotz aller Herausforderungen verliert Lyn ihr Ziel nie aus dem Blick:
„Der Gedanke daran, bald wieder eine ausgeglichene Figur zu haben – nicht mehr dieses unproportionierte Körperbild. Ich freue mich auf die neue Leichtigkeit im Alltag.“
Sie freut sich auf alltägliche Bewegungen, die wieder leichtfallen. Auf Kleidung, die besser passt. Auf Momente, in denen sie sich nicht anpassen oder verstecken muss.
„Im Januar steht noch die Bauchdeckenstraffung an. Bis dahin möchte ich noch etwas Gewicht verlieren und regelmäßig Sport machen. Und dann – mal sehen, was das neue Jahr bringt.“
Was sie anderen Frauen mitgeben möchte?
„Auch wenn es noch so schwer ist: Aufgeben ist keine Option. Jeder noch so kleine Schritt zählt – und irgendwann werden diese kleinen Schritte zu etwas ganz Großem.“
Fazit: Lipödem verändert vieles – aber nicht, wer Sie sind
Lyn´s Geschichte ist ein kraftvolles Beispiel dafür, wie betroffene Frauen mit Mut, Disziplin und Menschlichkeit ihren Weg gehen können. Trotz Schmerzen, OPs und Rückschlägen lebt sie aktiv, liebevoll und selbstbestimmt - mit und trotz Lipödem.
Mit Geduld, Selbstfürsorge, Kompressionsleggings und einer großen Portion innerer Stärke lebt Lyn vor, wie ein aktives selbstbestimmtes Leben mit Lipödem aussehen kann.
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